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Wie sieht der Tod aus?
Unkonventionelles Theaterstück schafft spielerisch
Nähe zum Tabuthema Sterben
Münster - „Wir haben nicht die aktuell Trauernden
im Blick, sondern diejenigen, die die Auseinandersetzung mit dem Tod weit
vor sich schieben“, erklärt Christoph Schmidt-Ehmcke, Pfarrer
der Erlöser-Gemeinde, zum Theaterstück „Ritus“,
dass kurz vor der Uraufführung steht.
Das Stück, gestern in Teilen vorgestellt, setzt sich mit den Vorstellungen
von Tod und Bestattung episodenhaft und unkonventionell auseinander -
Regisseur und Autor Thomas Nufer setzt mit sieben Erwachsenen und einem
Kind dass Thema leicht provokant, aber dennoch behutsam um. Provokant
etwa bei der Episode vom Winzer , der in einem Weinfaß, dem Symbol
seines Lebens, beigesetzt werden will. Behutsam in der Episode vom Kind,
dass einen Kasperle zur letzten Ruhe bettet.
Ausschnitte werden am 15. September auf dem Waldfriedhof Lauheide zu dessen
60-jährigen Bestehen der Öffentlichkeit präsentiert, die
Premiere findet beim „eternity“-Kongress in Köln vom
20. bis 22. September statt. Die Idee, die Möglichkeiten und Verbote
bei Bestattungen auf die Bühne zu bringen, stammt vom münsterschen
Bestattungsunternehmer Wolfgang Averbeck. „Ich dachte zunächst
an ein Musical - dann wurde es doch ein Schauspiel“, skizziert Averbeck
die Entstehung des Gedankens. Die Produktionskosten tragen die drei großen
Bestatterverbände Deutschlands gemeinsam mit weiteren Sponsoren.
Das Team Nufer/Schmidt-Ehmcke hat schon einmal ein heikles Thema überzeugend
auf die Rampe gebracht: im Musical „Miss Sarajevo". „Ich
bin nicht als Theologe hier“, betonten denn auch Schmidt-Ehmcke,
der als Berater fungiert hat. „Thomas Nufer und ich haben viel diskutiert“,
berichtet der Pfarrer - und das oft kontrovers.
Herausgekommen ist ein Theaterstück, in dem auch Hintergrundfilme
ins Geschehen integriert werden - für die Lichteffekte sorgt Lutz
Gock, broadway-erfahren und Münsteranern vom Roten Platz auf dem
Rathausinnenhof bei „Ab in die Mitte“ bekannt.
Es ist auch beabsichtigt auf Tournee zu gehen. Sehr gut passt da die Variabilität
des Stücks in Länge und technischem Aufwand - man kann z.B.
die Filmprojektionen weglassen. So ist das „Theater der Vergänglichkeit“
- so der Untertitel - transportabler. Zahlreiche Anfragen für eine
Aufführung liegen schon vor.
UAN
aus: Münstersche Zeitung vom 20.8.2002
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